Generation Instagram: Junges Bayreuth hautnah

Die Bayreuth-Stipendiaten 2024 berichten über ihren Festspielbesuch

Text: Hannelore Schmid

Bayreuth – eine einzige Party! Nein, so war es natürlich nicht, auch wenn die von der Flötistin Yaiza Fenollar Baenas rasant geschnittene Videopräsentation als Höhepunkt der diesjährigen Stipendiatenberichte diesen Eindruck vermitteln konnte. Reels der Instagram-Generation zeigen eben besonders gern fröhliche junge Menschen beim Essen, Trinken, Feiern, Tanzen, beim Stadtbummel und ja, auch beim Quatsch machen.

Volles Haus beim Bericht der Stipendiaten aus Bayreuth – Foto: Dirk Jenders

Unsere 10 Frankfurter Stipendiaten haben auf ihren Smartphones aber auch die Stimmung bei der Anreise, bei der Begrüßung in der Jugendherberge, im und ums Festspielhaus, vor und nach den Vorstellungen, beim Besuch von Wahnfried, beim obligatorischen Gedenken am Grab Richard Wagners und in vielen weiteren Stationen des umfangreichen Rahmenprogramms eingefangen. So bekamen die rund 40 Mitglieder des RWV Frankfurt, die der Vorsitzende Dirk Jenders zum Stipendiaten-Abend in der Villa der Deutsch-Italienischen Vereinigung begrüßen konnte, einen lebendigen Eindruck davon, was die jungen Talente vom 21. bis 26. August 2024 in Bayreuth erlebten.

Neben der Videopräsentation haben Sie persönlich berichtet, was sie in der Festspielstadt besonders beeindruckt hat. Für Mezzosopranistin Paulina Mackenthun war es inspirierend, „so viele Musiker kennenzulernen, die für klassische Musik brennen“. Überhaupt das Kennenlernen: der Pianist Valentin Pfalzgraf resümiert, man habe sich „eigentlich ständig irgendjemandem vorgestellt.“ Aber Netzwerke unter den 220 zeitgleich anwesenden Bayreuth-Stipendiaten aus aller Welt aufzubauen ist ja eines der Anliegen des Bayreuth-Stipendiums. So hat das „babylonische Sprachengewirr“ Yaiza Fenollar Baenas fasziniert. (Die 10 diesjährigen Stipendiaten des RWV Frankfurt verdienen im übrigen dieselbe Zuordnung.) Nadia Rihuete Turbay fand es großartig, „unter so vielen tollen Musikern viele Spanisch- und sogar Katalanisch!-sprechende Berufskollegen anzutreffen“. Die Violinistin hat im Orchestergraben des Festspielhauses schon mal den Stuhl des Konzertmeisters ausprobiert – man braucht Ziele im Leben.

Die Stipendiaten berichteten persönlich und präsentierten zudem ein 22-minütiges Video – Foto: Dirk Jenders

Die vollkommene Begeisterung für die Akustik im Festspielhaus teilt sie mit allen Stipendiaten. Valentin Pfalzgraf erstaunte die Demonstration einer winzigen, so kaum hörbaren Spieluhr. Wurde sie jedoch auf den Deckel des Orchestergrabens gesetzt, füllten deren Töne plötzlich den ganzen Saal. Der Besuch des Grabens wurde für Cellistin Mufei Feng „ein krasses Erlebnis“ und sie freute sich, alle Orchestermitglieder nach einer der besuchten Vorstellungen zum Schlussapplaus auf der Bühne zu sehen. Dass die Musiker in Zivil, bei großer Hitze angeblich auch in Badeshorts spielen, hat die Chorleiterin und Organistin Elisabeth Stoll ebenso schwer beeindruckt wie die Tatsache, dass die meisten von ihnen für das Dabeisein auf dem Hügel ihren Urlaub einbringen. „Ich weiß nicht, ob ich dafür geschaffen wäre.“ Pech hatte Bariton Eins Lee. Nach einem Hexenschuss während der besuchten Parsifal-Vorstellung war er zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen; aber die Solidarität seiner Mit-Stipendiaten half ihm über die Runden.

Ani Aghajanyan, Mezzosopranistin aus Armenien, die bereits Bühnenerfahrung sammelte, hörte erstmals in der Schule von Richard Wagner. „Für mich war es damals unvorstellbar, dass ich einmal bei Wagner zuhause sein würde; auf der Bühne im Festspielhaus zu stehen, war dann ein magischer Moment.“ Besonders beeindruckt hat sie die Stimmgewalt von Tenor Andreas Schager, was ihre Gesangsdozentin trocken kommentierte: „Er ist halt sehr laut.“

Nadia Rihuete Turbay begeisterte „das hedonistische Zirkusleben in der Tannhäuser-Inszenierung“. Rejep Hajder, eher aus dem Schauspiel kommend, haben die Klagen über das „furchtbare Regietheater“ in Bayreuth richtiggehend „beflügelt, sich mit Genuss die Opern reinzuziehen“: den „gleichzeitig sakralen und orgiastischen Parsifal“ und einen „subversiven Siegfried“. Der Regiestudierende, der auch Physiker ist, hat sich zudem unter naturwissenschaftlichen Aspekten mit der „geilen Akustik“ des Festspielhauses auseinandergesetzt.

Beste Stimmung unter den 10 Bayreuth-Stipendiaten 2024 und dem Vereinsvorstand – Foto: Christoph Jenisch

Die anwesenden Mitglieder erfreute der ansteckende Enthusiasmus der jungen Talente und Dirk Jenders lud die Stipendiaten zur Mitgliedschaft ein, um Teil des etwas anderen Fanclubs zu werden. Er dankte der Stipendiaten-Beauftragten im Vorstand, Rose Wießler, für ihre unermüdliche Bereitschaft, Ansprechpartner und kenntnisreicher Guide der Bayreuth-Stipendiaten zu sein. Bei Wein und Brezeln und ausgiebigem Gedankenaustausch klang der Abend aus.