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Wenn ein „Event“ zum Ereignis wird
Konstantin Zvyagin begeistert mit seiner Klavier-Transkription von Wagners Ring
Text: Johannes Baron
Inzwischen ist er eine gute Tradition unseres Frankfurter Verbands und wird gerne besucht: der Event im Advent. Wer von den 68 Gästen, die am Samstag vor dem ersten Advent den Engelbert Humperdinck Saal im Dr. Hoch’s Konservatorium füllten, hatte aber erwartet, dass aus dem „Event“ dieses Mal ein veritables Ereignis werden würde, das sicher lange in bester Erinnerung bleiben wird?
Schon eine Zeit lang vor den Gästen kam der Hauptprotagonist des Nachmittags in den unterdes von fleißigen Händen festlich geschmückten Saal. Zurückhaltend, freundlich, angenehm sind Begriffe, die einem in den Sinn kamen, als man Konstantin Zvyagin begegnete. Aber bereits das Einspielen, das Gewöhnen an den Flügel zeigten, welche Energie in dem Pianisten steckte. Als dann alle ihre Plätze gefunden hatten, konnte unser Vorsitzender Dirk Jenders mit einigen Worten an das Publikum dessen Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Gut habe sich der Verband 2025 entwickelt, mit vielen Veranstaltungen, Reisen und Begegnungen. Mehr Mitglieder habe er als im Jahr zuvor. Und die Talentförderung stehe nach wie vor im Vordergrund der Verbandsarbeit, weswegen er sich freue, nun mit Zvyagin einen noch recht jungen Künstler und ehemaligen Bayreuth-Stipendiaten des RWV Bonn begrüßen zu können.
Der so Angesprochene formulierte sodann, was ihn bewegt hatte, über einen Zeitraum von insgesamt 10 Jahren eine Klavier-Transkription von Wagners Ring zu verfassen: es hätte schlicht bislang kein entsprechendes Werk gegeben. „Daher habe ich selbst zur Partitur gegriffen, um das Vorhandene weiterzuentwickeln und weiterzuführen. Und vor allem, um die schmerzlichen Lücken zu schließen, die noch niemand bearbeitet hat“, so der 1990 im russischen Nowgorod Geborene. Immerhin sprach er damit die Wagner-Rezeption eines Ferruccio Busonis, Louis Brassins, Carl Tausigs, Glenn Goulds und insbesondere Franz Liszts an. Letztgenannter habe zwar eine den Ring des Nibelungen verarbeitende Komposition erschaffen, die den 16-stündigen Opus in nur sechs Minuten jedoch allzu kurz abhandle.
Er selbst aber bringe in 67 Minuten alle musikalischen Höhepunkte des Rings der Zuhörerschaft näher. So gesellten sich zu den Beschreibungen zurückhaltend, freundlich, angenehm auch die Adjektive selbstbewusst, engagiert, interessant. Alle waren nun bereit, vielmehr noch: gespannt darauf, die Aufführung seiner Suite in acht Bildern zu hören. Und was dann kam, war überwältigend! Zvyagin als Interpret seines eigenen Werks wurde nahezu eins mit dem Klavier als Instrument seiner musikalischen Leidenschaft. Ohne die Hilfe auch nur eines Notenblatts ließ er die bekannten Motive aus den vier Ring-Stücken erklingen.
Irlands Mythen & Legenden
Bericht zur Herbstreise des RWV Frankfurt nach Wexford und Dublin
Text und Fotos: Dirk Jenders
Ende Oktober 2025 reisten 23 Mitglieder des RWV Frankfurt in das kleine Städtchen Wexford an der irischen Ostküste. Dort fand das 74. Wexford Festival Opera statt, das Jahr für Jahr selten gespielte Werke präsentiert und mit Händels Deidamia in jeder Hinsicht eine Sternstunde der Oper bot.
Das umfangreiche Rahmenprogramm ließ uns in Irlands über 5.600-jährige Geschichte eintauchen, von den jungsteinzeitlichen Megalithanlagen Knowth und Newgrange über das Georgianische und Victorianische Zeitalter bis in die Moderne Dublins.
Den ausführlichen Reisebericht finden Sie > hier
Richard Wagner und „das Weibliche“
Band 4 der Frankfurter Wagner-Kontexte
Text: Dirk Jenders
Am 29. November 2021 erschien im Tectum Verlag der inzwischen vierte Band der musikwissenschaftlichen Reihe Frankfurter Wagner-Kontexte, herausgegeben vom Richard-Wagner-Verband Frankfurt.
Als Kind des 19. Jahrhunderts lebte auch Richard Wagner prinzipiell in der traditionellen Vorstellung eines Antagonismus von Weiblichkeit und Männlichkeit. Seine Ausführungen zur angeblichen Charakteristik „des Weibes“ liest man heute je nach Standpunkt und Befindlichkeit leicht amüsiert oder mit Befremden. Andererseits hat es Wagner verstanden, die gesellschaftlichen Auffassungen seiner Zeit radikal zu überwinden. In seinen Werken stellte er starken Frauen nicht selten schwache Männer gegenüber. Jedenfalls hat Wagner „das Weibliche“ als Topos permanent sowohl in seinen Opern, als auch in seinen theoretischen Schriften beschäftigt. Ausgehend von der Betrachtung philosophischer und ideologischer Vorbilder sowie dem zielgerichteten Überblick über Wagners eigene Aussagen und Biografie analysiert und diskutiert der Autor Paul Simon Kranz die frühen Opern von der fragmentarischen Die Hochzeit (1832) bis zum Lohengrin (1850).
Paul Simon Kranz wurde 1995 in Gießen geboren. Er studierte u.a. „Schulmusik für das Lehramt an Gymnasien“ an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Derzeit strebt er den „Bachelor of Music“ im Hauptfach Gesang am Dr. Hoch’s Konservatorium Frankfurt am Main an. Das Buch beruht auf der Abschlussarbeit des Autors für das Erste Staatsexamen. Zum Thema inspiriert wurde Paul Simon Kranz durch Karikaturen und Anekdoten über Richard Wagner sowie durch die aktuelle Geschlechterdebatte. Für die Veröffentlichung in der Reihe Frankfurter Wagner-Kontexte hat er seine Abschlussarbeit nochmals überarbeitet und ergänzt.
Band 4 (198 Seiten / 17 x 24 cm / Hardcover) ist für 44 € im Buch- und Online-Handel bzw. direkt beim > Tectum Verlag bestellbar.
ISBN Print 978-3-8288-4725-5
Auch als E-Book erhältlich:
ISBN E-PDF 978-3-8288-7822-8
ISBN E-Pub 978-3-8288-7823-5
Mehr über alle Titel der Buchreihe > hier
Erste eigene CD
Lied-Raritäten der Neudeutschen Schule
Text: Dirk Jenders
Ende Oktober 2020, unmittelbar vor dem zweiten bundesweiten Corona-Lockdown, fand im Dr. Hoch’s Konservatorium Frankfurt der Liederabend „Richard Wagner auf der Flucht“ statt. Darin präsentierten uns die Mezzosopranistin Sylvia Rena Ziegler und die Pianistin Friederike Wiesner sehr selten zu hörende Lieder der mit Richard Wagner u.a. im Schweizer Exil befreundeten Komponisten Wilhelm Baumgartner, Theodor Kirchner, Alexander Ritter und Johann Carl Eschmann. Sie waren neben Liszt und Wagner Vertreter der sogenannten Neudeutschen Schule und verfolgten als eine jüngere Musiker-Generation um 1850 das Ideal von Fortschritt und Zukunftsmusik.
Gerade die Lieder von Alexander Ritter im Konzertprogramm des LiedDuos waren für uns im RWV Frankfurt von besonderem Interesse, stammen sie doch vom Protagonisten des Auftaktbandes unserer Buchreihe > Frankfurter Wagner-Kontexte (Autor: Michael Hofmeister, 2018).
Diesen weitestgehend ungehörten Liedschatz zu heben und dauerhaft erlebbar zu machen, motivierte uns zum Erwerb der Lizenzrechte beim Hessischen Rundfunk. Der Sender hatte unseren Konzertabend damals live aufgezeichnet und an zwei Samstagen im November 2020 und nochmals im März 2021 ausgestrahlt. Somit entstand die Live-CD in Studioqualität, die wir ab sofort zum Herstellungspreis verbreiten können.
Das Album gibt es also nicht im Online-/Handel, sondern nur direkt über den RWV Frankfurt zum Stückpreis von 5 € zuzüglich 3,50 € einmalige Versandkosten. Bestellungen sind per E-Mail möglich > rwv-ffm@web.de
Die 24 Titel mit einer Gesamtlaufzeit von 65 Minuten enthalten zudem drei Vokalwerke von Franz Liszt und die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner. Das mit viel Liebe zum Detail gestaltete Booklet umfasst neben allen Liedtexten auch Beiträge des LiedDuos Ziegler Wiesner sowie von Dr. Michael Hofmeister als Autor unseres umfangreichen Alexander Ritter-Buchbandes.
Die CD „Richard Wagner auf der Flucht“ mit ihren kompositorischen Raritäten darf als Bereicherung jeder klassischen Musik- und Liedsammlung gelten.




